Warum man Erfolge anders planen muss als Ziele
Warum man Erfolge anders planen muss als Ziele: jenseits der SMART-Formel
written by CHRISTIAN BORN
Viele Erfolgsratgeber enthalten sinngemäß den Satz:
„Erfolg ist einfach planbar – man muss nur damit anfangen.“
Oder:
„Erfolg beginnt mit einem detaillierten Plan.“
Das klingt sehr ermutigend. Aber die meisten Menschen stellen sehr schnell fest: Einfach planbar sind Erfolge im Endeffekt nicht! Denn:
Wenn das so wäre, wäre der berühmte Robert F. Scott, ein exzellenter Militärplaner, 1911 bei der Südpol-Expedition nicht gestorben.
Wenn man beim Erfolg „nur“ anfangen müsste, ihn zu planen, wären mehr Menschen auf der Welt erfolgreich – alle, die Zielplanung beherrschen.
Fakt ist vielmehr:
Einfache Ziele sind einfach planbar und einfach erreichbar.
Schwer zu erzielende Erfolge sind alles andere als einfach erreichbar.
Deshalb kann man Erfolge nicht so einfach planen wie herkömmliche Ziele.
Warum die üblichen Regeln der Zielplanung bei der Erfolgsplanung zu kurz greifen
Das erklärt ein Blick auf die gängigen Zielplanungs-Werkzeuge, wie etwa die bekannte „SMART-Zielformel“ von Peter F. Drucker. Nach der SMART-Formel sollten Ziele wie folgt geplant sein:
Damit die Zielplanung funktioniert, müssen alle 5 Kriterien erfüllt sein …
Doch Bei einer Erfolgsplanung sind bestimmte Punkte auf der Liste immer OFFEN:
Zum Beispiel der Punkt SPEZIFISCH: Bei der Eroberung des Südpols war zwar das Ziel genau bekannt, nicht aber Weg und Gelände. Ebenso war die Art und Weise völlig offen, in der man den Südpol am besten erreicht.
Oder der Punkt MESSBAR: Wer hätte Einsteins Formel E=mc2 im Jahr 1905 nachmessen sollen – und wie?
Oder: ATTRAKTIV. Ruhm und Ehre mögen im Erfolgsfall attraktiv sein. Der Weg zum Erfolg ist es oft nicht und mit großen Entbehrungen verbunden. Der Polarforscher Ernest Shackleton schrieb in einer berühmten Stellenanzeige:
„Männer für gefährliche Reise gesucht: Geringe Bezahlung. Eiseskälte. Lange Monate vollständiger Dunkelheit. Ständige Gefahren. Rückkehr ungewiss. Bei Erfolg: Ehre und Anerkennung.“
Ganz zu schweigen vom Punkt: REALISTISCH. Große Erfolge erscheinen oft unrealistisch bis unmöglich und lassen sich deshalb auch nicht „realistisch“ planen. Sondern es bedarf schon eines besonderen Einfalls oder Hebels.
Bis hin zum Punkt: TERMINIERT. Bei der Entdeckung von Amerika war das Ziel vollkommen unbekannt, ebenso WANN man es erreichen würde.
Man sieht: Mit klassischen Zielplanungs-Tools wie der SMART-Formel kommt man bei der Erfolgsplanung nicht weit!
Warum sind Ziele und Erfolge unterschiedlich?
Bei der normalen Zielplanung bewegt man sich auf bekannten Feldern, die nach mehr oder weniger bekannten Mustern bearbeitet werden müssen. Zwar können auch hier Hindernisse auftreten. Aber diese sind ebenfalls in der Regel in einem bekannten Rahmen und lassen sich bewältigen.
Hinter der Zielplanung steht der Gedanke, Menschen bei der Zielsetzung nicht zu überfordern. Wenn zum Beispiel alle Mitarbeiter auf der Welt extrem hohe Ziele gestellt bekämen, könnte kaum jemand seine Ziele erreichen – und motiviert arbeiten. Ziele müssen deshalb vor allem eines sein: erreichbar.
Die Welt der Erfolgsplanung sieht jedoch völlig anders aus. Hier geht es gerade darum, Dinge zu realisieren, die manche für kaum oder nicht möglich, übermenschlich oder mindestens ambitioniert halten. Die eine Herausforderung darstellen, weil immer etwas dazwischenkommen kann oder der Ausgang ungewiss ist.
Das Zwischenfazit lautet:
Man kann noch so viel über Zielplanung und Projektmanagement wissen – und dennoch nichts von Erfolgsplanung und Erfolgsmanagement verstehen.
Was man bei der Erfolgsplanung anders machen muss als bei der Zielplanung
Die entscheidende Frage bei der Erfolgsplanung ist:
Wie plant man Wege, die noch nie zuvor jemand gegangen ist und/oder bei denen ständig etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt?
Die Herausforderung besteht darin, mit „offenen“ Variablen flexibel zu arbeiten und diese, oft auch während des Prozesses, schrittweise zu klären.
Zudem ist das „Rad“, das bei Erfolgen gedreht werden muss, in der Regel viel größer als bei Zielen. Erfolgsprojekte sind komplexer, schwerer in der Durchführung und erzeugen mehr Reibung.
Erfolgsplanung zeichnet sich dadurch aus, dass sie im Ziel zwar klar ist, auf dem Weg dahin jedoch alle Unschärfen auspendeln und bewältigen kann: das Un-Spezifische, das Un-Terminierbare, das Un-Realistische, das oft sehr Un-Attraktive und last not least: das Un-Messbare.
Für Erfolge gibt es oft keine bewährten Mittel oder systematischen Methoden und keine Präzedenzfälle. Pläne müssen in der Regel neu gefunden und eigens dafür entwickelt werden:
Edison finanzierte extra eine Expedition, die für den Glühfaden das ideale Material entdecken sollte. Edison ließ das Material in tausenden Versuchsreihen testen. Bis er die Lösung fand. Göbel hatte nichts dergleichen unternommen.
Deshalb gilt:
1 Erfolgsplanung ist visionärer, kreativer, radikaler und strategischer als eine Ziel- und Zeitplanung.
2 Auch das Erfolgsmanagement ist disruptiver, flexibler, offener und wachstumsorientierter als das Management von bloßen Zielen oder Projekten.
Was in der Planungsphase vor allem zu tun ist
Ihre Erfolgs-Chancen steigen, je mehr Sie in der Planungsphase an Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten Sie für Ihr Erfolgsprojekt gesammelt haben.
Planen Sie Erfolge nie im „luftleeren Raum“. Erst wenn Sie über genügend Vorinformation verfügen, sollten Sie mit einer Erfolgsplanung beginnen, die auf das Erfolgsprojekt nach Maß zugeschnitten sein sollte.
Wenn Sie diesen Ratschlag nicht beherzigen, ergeht es Ihnen wie Scott im Wettlauf gegen Amundsen bei der Eroberung des Südpols. Sie scheitern kläglich! Und zwar schon im Ansatz des Plans.
Warum starb Scott, während Amundsen zum Helden wurde?
Als Militäroffizier und Vertreter des „Empires“ glaubte Scott an die technische und strategische Überlegenheit der britischen Errungenschaften. Von Eis und Kälte verstand er nicht viel. Scott hatte zu wenig Vorinformation.
Als Naturbursche glaubte Amundsen nur an die Überlegenheit von Mutter Natur. Obwohl er als Norweger extreme Kälte gewohnt war, hospitierte er bei den Inuit und lernte dort, wie man im ewigen Eis überlebt. Das heißt:
Amundsens Erfolg beruhte auf einem soliden und kreativen Erfolgsplan
Amundsen plante die Realisierung seiner Vision mit Touren-Skiern und Hundeschlitten, wobei die Hunde zum einen als „Zugpferde“ benutzt wurden, andererseits als Nahrungsquelle dienten (!). Kein schöner, aber effektiver Plan.
Scotts Motorschlitten versagten in der Kälte, die Pferde brachen ein und seine Männer marschierten zu Fuß. Außerdem war die Route, die er wählte, 150 Kilometer länger. 150 Kilometer. Im ewigen Eis! Insgesamt: Kein guter Plan.
Ergebnis: Amundsen war 34 Tage vor Scott am Südpol und hatte noch Reserven! Scott war völlig am Ende und starb.
Selbst wenn Scott als Erster angekommen wäre, hätte er den Rückweg nicht geschafft.
Fazit: Ziele muss man nur SMART planen – Erfolge SMARTER!