Was ist ein Erfolgsrezept? Gibt es ein Rezept für den Erfolg?
Was ist ein Erfolgsrezept? Gibt es Erfolgsrezepte, die Erfolg versprechen oder garantieren? Dieser Beitrag ermittelt die richtigen Zutaten und Antworten
Über Erfolg gibt es zwar einige Definitionen, aber keine davon erscheint das Thema wirklich „ultimativ“ zu treffen. Im „Philosophischen Wörterbuch“, das normalerweise immer eine zuverlässige und ergiebige Quelle ist, sucht man vergebens nach einer fundierten Definition von Erfolg. Und andere Wörterbücher oder Quellen definieren zwar, aber eher rudimentär (einfach unter die aktuellen Beiträge scrollen)!
Was ist ein Erfolgsrezept? Gibt es Erfolgsrezepte, die Erfolg versprechen oder garantieren? Dieser Beitrag ermittelt die richtigen Zutaten und Antworten
Ein Erfolgserlebnis ist ein positives, motivierendes Gefühl, wenn etwas gut gelungen ist. Was aber steckt noch dahinter? Ist es bereits ein Erfolg?
Der moderne Erfolgsbegriff hat eine ausschließlich positive Bedeutung. Hat der Erfolg deshalb nur positive Seiten? Eine kritische Bestandsaufnahme
Erfolgreiche Entwicklungen und Unternehmungen werden oft als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet oder in Form von Narrativen beschrieben und erzählt.
Ursprünglich ist Erfolg im 17. Jahrhundert aus dem Verb „erfolgen“ entstanden, das einfach nur „geschehen“ bedeutete. Ohne positive oder negative Wertung, beziehunsweise: mit beiden Aspekten. Die etymologische Herleitung von Erfolg hilft für das heutige Verständnis nicht weiter, das Erfolg als etwas Positives definiert.
„Erfolg: das positive Eintreten einer Bemühung oder das Eintreten einer erstrebten Wirkung.“
So wertvoll der Hinweis auf den positiven Aspekt der Erfolgswirkung auch ist - eines an dieser Definition muss hinterfragt werden: Zuerst wird darauf hingewiesen, dass man sich um den Erfolg (aktiv) bemühen muss. Dann aber es wird suggeriert, dass die erstrebte Wirkung auch (einfach so) eintreten könnte. Etwa durch Zufall, Glück oder von selbst? Was gilt nun?
„Um Erfolg (gelegentlich auch als Durchbruch bezeichnet) handelt es sich, wenn Personen oder Personenvereinigungen die gesetzten Ziele erreichen. Gegensatz ist der Misserfolg.“
Hier ist Erfolg, wie beim Duden, als eine einfache Zielerreichung definiert. Allerdings lässt die Wikipedia Definition keinen Zweifel daran, dass diese Ziele von den Personen selbst erreicht werden müssen (und Erfolge im Sinne der Definition nicht einfach vom Himmel fallen können).
Ähnlich kurz greifen auch die beiden Definitionen, die lapidar bei Wiktionary vorgenommen werden:
Erstens: „das Gelingen einer Sache.“
Zweitens: „das Erreichen selbst gesetzter Ziele.“
Auch hier ist Erfolg vor allem eine einfache Zielerreichung, bei der die Ziele, völlig frei von Vorgaben, selbst gesetzt werden können.
Da diese drei Quellen die gängigsten sind, wird die dort vertretene Erfolgs-Auffassung fast wörtlich von vielen anderen Webseiten und Autoren übernommen. Diese Definitionen dominieren die erste Seite bei Google, und man kommt kaum an ihnen vorbei.
Diese Erfolgs-Definitionen klingen gut, haben aber bei näherer Überlegung Schwächen. Hier die wichtigsten Einwände.
Einwand Eins: Der Erfolg könnte hier auch rein subjektiv sein und der äußeren Welt in einem völlig anderen Licht erscheinen, da dieser sich ja vorwiegend auf „selbst gesteckte Ziele“ oder eine „erstrebte Wirkung“ bezieht – ein „eingebildeter Erfolg“ sozusagen.
Einwand Zwei: Erfolg könnte der Definition nach Jedes X-beliebige Ziel sein, und sei es noch so einfach zu erreichen! Demzufolge könnte man es als Erfolg bezeichnen, wenn man das gesetzte Ziel erreicht hat, morgens die Ente ins Badewasser zu setzen oder einfach den Bus zu erwischen. Denn: die Bemühung ist eingetreten, die erstrebte Wirkung auch, die Sache ist gelungen und das selbst gesteckte Ziel wurde erreicht. Völlig mühelos sogar. Bei Licht betrachtet jedoch kann es das nicht sein!
Auch andere Erfolgs-Definitionen sind nicht über jeden Zweifel erhaben. Allerdings bringen sie in manchen Punkten deutliche Verbesserungen.
So sagt das PONS Wörterbuch:
Erfolg ist „die Tatsache, dass eine Anstrengung zu einem guten Ergebnis führt und Anerkennung findet.“
Der erste Unterschied bei dieser Definition ist in der Anerkennung von außen zu sehen, so dass es nicht mehr möglich ist, Erfolg rein „subjektiv“ zu definieren. So muss Erfolg auch stets nach äußeren Kriterien gerechtfertigt sein, durch die er den Status einer (objektiven) Tatsache beanspruchen kann: ob durch Ehrungen, Preise, finanzielle Resultate und so weiter. Oder einfach dadurch, dass durch eine Rückkopplung von außen, in welcher Form auch immer, der Erfolg beglaubigt wird. Das kann auch durch ein persönliches Feedback geschehen. Auf jeden Fall wird so auch ein rein persönlicher Erfolg möglich, ein rein eingebildeter Erfolg jedoch nicht.
Die zweite Verbesserung dieser Erfolgs-Definition liegt in der damit verbundenen „Anstrengung“. Dem PONS Wörterbuch zufolge muss ein Erfolg immer aus einer (persönlichen) Anstrengung resultieren. Ein Erfolg kommt damit nicht von selbst. Reines Glück oder pure Zufälle, bei denen Resultate einfach so in den Schoß fallen könnten, können so per Definition nicht als Erfolge gelten und gewertet werden. Das macht Sinn. Denn in Erfolg steckt das Wort „Folge“ und, was nahelegt, dass das Ergebnis eine „Folge“ ist von etwas. Wenn Erfolg die Folge einer Anstrengung wäre, wäre der Begriff damit zumindest in sich schlüssig.
Und doch ist auch die PONS Definition von Erfolg nicht über jeden Zweifel erhaben. Genügt es wirklich, wenn eine Erfolgsbemühung nur zu einem „guten“ Ergebnis führt? Diese zentrale Frage muss sich wirklich jeder stellen, der sich auf den Erfolgsweg begibt. Was ist die Benchmark für den jeweiligen Erfolg? Ist ein „gutes Ergebnis“ wirklich der passende als Maßstab? Und ist es gut genug, um als Erfolg gewertet zu werden? Auf einer Notenskala von 1 bis 6 würde ein gutes Ergebnis bedeuten, dass man das Optimum oder den Kern der Leistungserbringung um ein Sechstel verfehlt hätte. Note 1 sieht anders aus! Kann eine solche „Under-Performance“ tatsächlich als Erfolgs-Definition durchgehen? Es muss wohl so sein, denn es gibt derzeit keine bessere.
Immerhin liegt der Vorteil dieser Definition in einem gewissen Anspruch bei der Resultatorientierung, so dass nicht jede beliebige Zielerreichung einfach als Erfolg gewertet werden kann. Nur Ergebnisse einer gewissen Güte dürfen demnach als „Erfolg“ oder Erfolgsergebnis bezeichnet werden. Allerdings ist diese Definition mit „Unschärfen“ belegt und so sind Interpretationen Tür und Tor geöffnet. Für manche ist eine Olympia-Teilnahme schon ein Erfolg, für andere zählt nur ein Olympiasieg. Die Bandbreite für Erfolgs-Interpretationen ist damit sehr groß und die Maßstäbe gehen tatsächlich sehr weit auseinander. Die Folge: In der Praxis gilt heute so ziemlich alles als Erfolg. Erfolg ist demnach Erfolg und bei beiden Resultaten handelt sich um „gute“ Ergebnisse.
Googelt man Erfolg in der englischen Bedeutung „Success“, so steuert das Cambridge Wörterbuch, neben den oben schon bekannten Definitionen, noch eine weitere hinzu. Sie lautet übersetzt auf Deutsch:
„Erfolg ist die Erlangung von Ruhm, Reichtum und sozialem Status.“
Demnach hängt der Erfolg von äußeren Kriterien ab wie Ruhm, sozialem Status oder Reichtum. Nach dieser Definition könnte eine subjektive Erfolgsbewertung nicht als Erfolg gewertet werden, ebenso wenig wie persönliches Glück. Wichtig ist hier allein die Anerkennung von außen. Erfolg ist dieser Definition gemäß ein rein gesellschaftliches Phänomen.
Diese Definition entspricht von allen bisherigen am ehesten dem „klassischen“ westlichen Erfolgsbild. Erfolg verbinden die meisten Menschen heute in der westlichen Welt spontan mit einer erfolgreichen Karriere und öffentlichem Ruhm. Und weniger mit einem gechillten Privatleben oder dem Erreichen persönlicher Ziele. Nach dem klassischen westlichen Erfolgsideal wird ein Erfolg nicht nur durch das einfache Gelingen einer Sache erreicht und auch nicht allein durch selbst gesetzte Ziele. Allerdings (er)klärt auch diese Definition nur wenig und es bleiben viele Fragen offen. Es ist auf jeden Fall zu prüfen, ob Erfolg wirklich allein von sozialem Status abhängt und außerdem mit Ruhm und Reichtum zusammenhängt. Gerade auch im Hinblick auf die folgende Definition:
Demgegenüber steht das Bild von Erfolg als Weg zur individuellen Selbstverwirklichung. Ein Vertreter dieser These war der Schriftsteller Christopher Morley: „Es gibt nur einen Erfolg – das Leben nach seinen eigenen Vorstellungen leben zu können.“ Diese Ansicht wird heute in vielen modernen Erfolgsratgebern und Erfolgsblogs unter der Definition des „wahren Erfolgs“ geteilt, der sich jedoch als „Persönlichkeits-Konstante“ einer allgemeinen Festlegung entzieht:
„Wahrer Erfolg ist es, auf sein Herz und seine Intuition zu hören und sein Leben so zu gestalten, wie man es sich tief im Innern schon immer gewünscht hat.“ (Manuel Laupheimer, www.einfachtaeglich.de)
„Wahrer Erfolg lässt sich nicht in feste Definitionen pressen.“ (Christian Erxleben, www.basicthinking.de)
Die Statements dieser zwei Autoren stehen stellvertretend für hundert ähnliche in dieser Art. Dieses „Gegenmodell“ zur klassischen, auf gesellschaftlichem Status aufbauenden Erfolgsdefinition ist eng mit „Lebensglück“ verbunden. Die Frage sei erlaubt, ob hier nicht Glücksthemen mit Erfolgsthemen vermischt werden? Zudem könnte man argumentieren, dass die Definition vom „wahren Erfolg“ auf einer gesellschaftskritischen Erfolgshaltung basiert. Unabhängig davon deckt sie die Schwäche(n) der klassischen Erfolgsdefinition schonungslos auf: So wie Geld allein nicht glücklich macht, so fragwürdig ist ein Erfolg, der keine persönliche Erfüllung bringt. Allerdings: Im Idealfall kommt beides zusammen.
Diese Definitionen und Überlegungen zeigen: Vieles im Zusammenhang mit dem Erfolg ist bis heute ungeklärt und teilweise sehr widersprüchlich. Eine einheitliche Definition und ein kohärentes Erfolgsbild sehen anders aus. Vieles müsste weiter oder neu gedacht werden. Auch wird Erfolg in Ratgebern oft mit Reichtum oder Glück und vielen anderen Begriffen vermischt oder synonym gesetzt, obwohl Erfolg und Reichtum keine Synonyme sind. Allerdings scheint sich bislang niemand daran zu stören.
Auf diese Weise redet und schreibt heute jeder über Erfolg, als sei völlig klar, was man darunter versteht. Und doch versteht so ziemlich jeder etwas anderes darunter. Für den einen bedeutet Erfolg einen Platz in der Hall of Fame, für den anderen ist Erfolg, Zitat, „ein gelungener Käsekuchen“. Man sieht: die „Unschärfen“ führen teilweise zu sehr skurrilen und konträren Auffassungen. Persönliche Erfolge? Berufliche Erfolge? Egal, im Zweifel geht beides. Jeder hat seine eigene Sicht auf Erfolg und kann diese Sicht mit Fug und Recht vertreten.
Vieles spricht dafür, dass Erfolg mehr sein muss als irgendeine leichte Anstrengung, eine bloße Zielerreichung und ein lediglich „gutes Ergebnis“ – und dass die Höhe des Ziels und der Grad der Anerkennung von außen über die Größe von Erfolgen mit entscheiden. Größe? Bisher hat sich noch niemand mit der Frage nach der Größe von Erfolgen auseinandergesetzt. Und auch sonst ist manches über Erfolg noch völlig ungeklärt Im Rahmen dieses Blogs wird jedoch versucht, mehr Klarheit in die Erfolgsdefinition(en) zu bringen. Jeder Artikel wird hierzu einen Beitrag leisten und die Sicht auf Erfolg weiter erhellen.