Work Life Balance

Die Balance zwischen Arbeit und Leben. Was Work Life Balance bedeutet

Work Life Balance ist ein Lebenskonzept, bei dem Arbeitszeit und Freizeit, Berufswelt und Privatsphäre in ein ausgewogenes Gleichgewicht kommen. Work Life Balance sorgt etwa dafür, dass man auf der „Erfolgs-Autobahn“ nicht überhitzt und mit „Burn Out“ verbrennt. Oder dass man Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren kann. Oder dass man ganz allgemein die beruflichen Anforderungen auf seine persönlichen anpasst – und nicht nur für den Broterwerb lebt.

Was bedeutet Work Life Balance?

Zwischen Arbeitswelt und Lebenswelt oder dem beruflichen Erfolg und dem privaten Glück gibt es einen Mittelweg, der vielen Menschen hilft, Arbeitsanforderungen und persönliche Bedürfnisse besser miteinander zu vereinbaren: Work Life Balance. Dazu sollte man jedoch wissen, dass der Begriff oft auch von Unternehmen im Personalwesen instrumentalisiert wird. Ebenso wie der Schwesterbegriff „Work Life Blending“, der mehr ein Verschmelzen beider Bereiche im Rahmen einer engeren Unternehmenskultur bezeichnet. Mehr dazu weiter unten. Wenn jedoch hier über „Work Life Balance“ gesprochen wird, dann jenseits der Interessen eines Personalwesens. So sollte jeder Berufstätige Work Life Balance auch verstehen und sich die Frage stellen: Arbeite ich nur – oder lebe ich auch?

Gründe für das Thema Work Life Balance

Sich mit dem Thema Work Life Balance auseinanderzusetzen, kann viele Gründe haben: zeitliche Überforderung im Job, drohender „Burn-Out“, Probleme in der Firmenkultur, Ärger in der beruflichen Situation, ein zu hohes Reiseaufkommen, gesundheitliche Warnzeichen, neue Prioritäten im privaten Leben, eine neue Beziehung, Familiengründung, Kinder, besondere Hobbies und mehr. In der heutigen Zeit wird Work Life Balance jedoch zunehmend zu einer grundsätzlichen Lebensphilosophie, nach dem Motto: Broterwerb ja, Leistungskultur nein. Oder anders gesagt: So viel arbeiten wie nötig, so viel Freizeit wie möglich. Für manche liegt der Schlüssel in einer Reduktion der Arbeitsaufgaben und zeitlichen Anforderungen oder in der Schaffung von bewussten Ausgleichsformen. Für andere liegt der Schlüssel in einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wobei auch einfache Maßnahmen wie Gleitzeit helfen können. Wiederum anderen ist einfach mit einem Jobwechsel und einem anderen Anforderungsprofil geholfen, etwa frei von Reisestrapazen oder Führungsaufgaben. Viele aber möchten sich Ihren Job einfach so einrichten können, wie es ihrem individuellen Lebensgefühl am besten entspricht. Besonders beliebt sind dabei besondere Arbeitszeiten, extra Urlaubstage, freie Freitage, 60 % Stellen, Home-Office und mehr.

Work Life Balance im Zeitalter der Digitalisierung

In einer digitalisierten Arbeitswelt entstehen viele positive Effekte durch moderne Techniken. Zudem locken Arbeitgeber mit Firmenlaptops, Firmenhandys und weiteren Incentives. Was zunächst wie ein Vorteil wirkt, kann schnell zum Nachteil werden. Ständige Erreichbarkeit bedeutet oft, den beruflichen Stress mit nach Hause zu nehmen: etwa in das Wochenende oder in den Urlaub. Permanentes E-Mail-Checken und Beantworten von Anrufen somit eine regelrechte „Freizeitfalle“ sein. Hinzu kommt: Durch Digitalisierung werden Mitarbeiter gläsern. Bildschirmzeiten können überwacht werden. Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwinden, die Erreichbarkeit steigt auf ein Maximum. So trägt die Digitalisierung nicht nur zu einer Entlastung, sondern oft zu einer Belastung von Arbeitnehmern und insbesondere von Führungskräften bei.

Auch ein Traumjob kann zum Albtraum werden

In Erfolgs-Ratgebern liest man immer wieder von erfolgreichen Menschen, die ihren Job so sehr geliebt haben, dass sie die Welt um sich herum vergessen und wie Besessene gearbeitet haben, ohne zu verschleißen. Dinge wie diese sind möglich und können sich in seltenen oder glücklichen Fällen ereignen. Doch darf man sich grundsätzlich in diesem Punkt nicht täuschen. Hinter jeder Erfolgsgeschichte stehen 100 andere Geschichten von Menschen, die bei ihren Erfolgsprojekten entweder gescheitert sind – oder einfach an bestimmte Grenzen gerieten. Jeder Traumjob kann zu einem Albtraum werden, wenn bestimmte Parameter nicht passen, nicht (mehr) funktionieren oder aus dem Ruder laufen, wenn Stressfaktoren, Risiken und Frustereignisse sich häufen oder alles irgendwann einfach zu viel wird, wenn man zwischendurch nicht für genügend Ausgleich sorgt. Hier ist es wichtig, Schieflagen zu identifizieren und rechtzeitig gegenzusteuern, bevor eklatante Leistungsabfälle, Burn-Outs, psychische und private Probleme oder massive gesundheitliche Schäden wie Schlaganfälle sich einstellen. Hier geht es oft darum, sich von einem Job nicht „auffressen“ zu lassen.

„Work For Life“ statt „Live For Work“

Die meisten Menschen der heutigen Generation arbeiten, um von ihrem Einkommen zu leben. Sie leben nicht, um immer nur zu arbeiten. Immer mehr Berufstätige in der westlichen Welt entscheiden sich daher bewusst, in Sachen Karriere kürzer zu treten. Oder an Stelle eines hohen Einkommens mehr Urlaubstage oder Freizeit auszuhandeln. Überstunden, die in den vorangegangenen Generationen oft als selbstverständliches Gut oder notwendiges Übel hingenommen wurden, stoßen immer mehr auf grundsätzliche Ablehnung. Viele Unternehmen haben diesen Trend, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, erkannt und bieten entsprechende Work Life Balance Konzepte an. Manches ist dabei sehr positiv, doch oft ist Vorsicht geboten. Warum, zeigen die folgenden Punkte.

Work Life Balance als Mittel des „Employer Branding“

Unternehmen haben erkannt, dass sie sich auf dem Bewerbermarkt positiv differenzieren können, wenn sie sich als Unternehmen mit einer ausgewogenen Work Life Balance positionieren. Das ist Teil des „Employer Brandings“, wie es neudeutsch heißt. Dahinter steckt die Philosophie, dass man a) als attraktiver Arbeitgeber bessere Chancen hat, offene Stellen zu besetzen, b) Mitarbeiter langfristig zu binden sowie c) diese Mitarbeiter durch Gesundheitsprogramme nicht so schnell zu verschleißen. Inoffiziell kann dahinter aber auch eine Mogelpackung verborgen sein. Was sich vordergründig erst einmal gut anhört, dient dazu, den Mitarbeiter immer mehr ins Unternehmen einzubinden und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu vermischen. Wenn man im Fitness-Center ständig auf Kollegen und Vorgesetzte trifft, kommt die Arbeit an Stellen ins Spiel, an denen eigentlich nur Freizeit sein dürfte. Daher ist bei Firmensponsoring, Firmen-Laptops und manch anderen, scheinbar gut gemeinten, Incentives oft auch Vorsicht geboten. Besonders eklatant wird das, wenn hinter der Fassade der Work Life Balance vom Arbeitgeber eigentlich ein Work Life Blending erfolgt, wie der nächste Absatz zeigt.

Work Life Blending: eine Work Life Verblendung?

Work Life Blending ist dann gegeben, wenn die Grenzen zwischen der beruflichen Arbeitswelt und der privaten Lebenswelt immer mehr verschmelzen. Das ist überall dort der Fall, wo Ausgleichsprogramme, die eigentlich der Freizeit gelten sollen, betrieblich durchorganisiert werden: Abende im Firmenpartykeller, gemeinsame Fußballspiele oder Freizeitveranstaltungen, gemeinsame Ausflüge und mehr. Hier müssen Mitarbeiter manchmal aufpassen, dass sie nicht in eine Work-Life-Verblendung geraten. Jedem muss klar sein: Es ist eine schöne Sache, ein Firmenhandy zu bekommen. Es könnte aber sein, dass damit auch Absichten von Seiten des Arbeitgebers verbunden sind, die man gar nicht auf dem Schirm hat. Daher sollte man auf bestimmte Incentives gar keinen so großen Wert legen.

Doch nicht immer ist Work Life Blending negativ. Wenn man mit Mitte Zwanzig in eine fremde Stadt kommt, sonst keine Verpflichtungen hat, dort niemanden kennt, noch nicht viel verdient und in einer ähnlich jungen Belegschaft Freundschaften knüpft, kann es für alle Seiten förderlich sein, wenn der Arbeitgeber die Betriebsbindung und das Betriebsklima durch Work Life Blending verbessert und manche Aktivitäten sponsert. Ich selbst habe um die Jahrtausendwende in einer solchen Firma gearbeitet und dort mit den Kollegen eine wunderbare Zeit gehabt. In diesem Fall hat das sehr gut gepasst! In anderen Fällen kann es Mitarbeiter jedoch mehr vereinnahmen als erfreuen. Gerade Mitarbeitern mit Familie droht bei einem intensiven Work-Life-Blending entweder eine zu große Vereinnahmung oder, wenn man die Freizeitangebote ablehnt, eine zu starke Abgrenzung von der übrigen Belegschaft. Work Life Blending führt im Negativfall zu einer Art „permanentem Bereitschaftsdienst“ im Rahmen einer engen Firmen-Clique. Im Unterschied dazu greift eine betriebliche Work Life Balance weniger ins Leben seiner Angestellten ein. Dann nämlich, wenn es Zuschüsse fürs Fitness-Center gibt, diese aber selbst gewählt werden können, fernab von Kollegen und Gesprächen über Firmenthemen.

Die grundsätzliche Frage der Work-Life-Balance

Die grundsätzliche Frage der Work-Life-Balance aber ist: wie schafft man Freiräume für sich selbst und wie gestaltet man seine Arbeit und Lebenszeit so, dass man viel leisten, aber den Akku immer wieder aufladen und sein Leben genießen kann? Oder, was oft noch viel wichtiger ist: dass alle Belange und Bedürfnisse des Privatlebens mit dem Job unter einen Hut gebracht werden können. Schließlich gibt es Menschen, die haben familiär und freizeittechnisch sehr viele „Hüte“ auf. Meist geht es bei der Work Life Balance darum, vom Job aus betrachtet etwas mehr Privatleben „freizuschaufeln“. Denn umgekehrten Fall, der manchmal sogar noch wichtiger wäre, haben viele gar nicht auf dem Schirm: Nämlich vom Privatleben aus gesehen das Jobprofil so zu verändern oder "downzusizen", dass es besser zur privaten Lebenssituation passt. Aus Arbeitnehmersicht sollte eine Work-Life-Balance in der Regel auf eine klare Grenzziehung zwischen Beruf und Leben und mindestens auf eine Schaffung von Ausgleichmöglichkeiten sowie bewussten Erholungszeiten herauslaufen. Noch konsequenter wäre jedoch die Überlegung, im Job nur so viel wie nötig zu arbeiten, um so viel wie möglich Zeit für das eigene Leben zu haben.

Der Idealfall dürfte jedoch dann gegeben sein, wenn man glücklich im Job UND im Privatleben ist. Dann wäre die Balance im Sinne einer perfekten Synthese geglückt und Arbeit und Freizeit werden nicht als Dualismen oder Gegensätze begriffen. Wer seine Arbeit daher als etwas ansieht, das es eigentlich zu vermeiden gilt, das Aversionen und Bauchschmerzen verursacht, der sollte sofort darüber nachdenken, entweder den Job oder gar den Beruf zu wechseln. Auch das ist möglich, oft sogar viel einfacher, als mancher denkt. Die meisten Menschen haben jedoch grundsätzlich Spaß an ihrer Arbeit, oder sagen wir besser: sie hätten Spaß an ihrer Arbeit, wenn nicht bestimmte Dinge am konkreten Arbeitsplatz in eine grundverkehrte Richtung laufen würden. Auch hier kann ein Jobwechsel die wirksamste aller Work Life Balance Strategien sein.

Work Life Balance ist eine Kunst

Unter dem Strich ist Work Life Balance ein Thema, das jeden berufstätigen Menschen betrifft. Und es kann so gut wie niemandem schaden, wenn er etwas mehr „lebt“ und darüber nachdenkt, wie es ihm gelingen kann, sich von seinem Job weniger vereinnahmen oder verschleißen zu lassen. Weniger arbeiten muss zudem nicht heißen, dass man im Job zwangsläufig weniger produktiv ist. Man kann auch effektiver und effizienter mit seiner Arbeitszeit umgehen, Stichwort: Zeitmanagement.

Ausnahmen bestehen lediglich dann, wenn jemand nach herausragenden Zielen und großen Erfolgen strebt, in Spitzenbereichen, wo sämtliche Spielräume bereits ausgereizt sind. Wer die Biografie von Elon Musk gelesen hat, um ein Beispiel von vielen erfolgreichen Menschen zu nennen, der weiß, dass ihm in den harten Aufbaujahren von Tesla und Space X so gut wie keine Minute für eigene Belange blieb. Genau dasselbe gilt, wenn jemand mehrfach hintereinander die Tour de France gewinnen will, wie Lance Armstrong zum Beispiel. Zudem gibt es in der Berufswelt immer Phasen eines „Now or Never“: Für manche Unternehmen ging es nach dem Ausbruch von Corona darum, möglichst schnell einen wirksamen Impfstoff auf den Markt zu bringen. In solchen Fällen und bei solchen „Full-Time-Erfolgsunternehmen“ wäre der Ruf nach einer Work Life Balance keine gute Idee, da wirklich jede Sekunde in das Gelingen des Erfolgsprojekts investiert werden muss und man im extremen Wettbewerb sonst keine Chance hätte. Das aber sind besondere Fälle oder eben auch bestimmte Hochphasen im Leben, die für die Lebenssituationen der meisten Menschen nicht gelten.

Zudem gibt es Menschen, die gezeigt haben, dass man auch mit weniger Arbeit ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen und führen kann. Ein Beispiel dafür sind die Gründer der Software-Firma Basecamp, Jason Fried und David Heinemeier Hansson (siehe dazu auch das vielbeachtete Buch Re-Work). Doch das ist sicher nicht in jeder Branche und bei allen Arbeitsplätzen möglich und somit sollten die Erfolge der beiden Basecamp Gründer auch nicht überbewertet, beziehungsweise: für generell möglich erklärt werden.

Tendenziell ist es einfach so: Wer nach Work Life Balance im Leben strebt, muss wissen, dass dann – wahrscheinlich – eine extreme Erfolgsperiode entweder vorbei ist oder auch nicht kommen wird. Extremer Erfolg und Work Life Balance gehen in der Regel nicht zusammen, daher ist es so wichtig, beides zu trennen oder bestimmte Lebensphasen dafür zu reservieren. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel. Wichtig ist auch, klar zu sehen, dass man auf dem Lebensweg der Work Life Balance eher „zu funktionieren“ scheint als wirklich in allen Belangen glücklich zu sein. Bevor man sich also zufrieden in der Work Life Balance Zone einrichtet, sollte man sich immer wieder auch die Frage stellen, welches Leben man eigentlich führen würde, wenn man sich alles nach den Kriterien des höchsten Lebensglücks aussuchen könnte.

Fazit:

Work Life Balance ist eine Kunst, die jeder Berufstätige kultivieren und beherrschen sollte. Dabei geht es darum, beide Seiten in Einklang zu bringen, also ein erfülltes Berufs- und Privatleben, auch wenn dieser Mittelweg von den „Extremen“ Erfolg oder Glück abweichen kann. Vielleicht liegt aber genau in dieser goldenen Mitte für viele Menschen ein guter Kompromiss. Wie gesagt: Wichtig ist, bei der Work Life Balance den Schwerpunkt nicht zu sehr auf die Freizeit zu legen, da ein erfülltes Berufsleben nun mal oft 50 Prozent der Zufriedenheit ausmachen kann. So geht es für die einen um die Kunst, loszulassen und nicht zu überpacen. Und für die anderen darum, neben ihrem Privatleben auch ihr Jobprofil zu optimieren – so dass die Arbeit perfekt in ihr Leben passt! Wie weit das unter Umständen gehen und welche Konzepte das alles umfassen kann, findet man hier bei SSUCCESS INSPIRATIONS in den entsprechenden Artikeln.

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