Erfolgsfaktor Feldverlagerung: Al Capones Ende
Erfolgsfaktor Feldverlagerung: Al Capones Ende
Wer auf dem üblichen Terrain keine Erfolge feiert, sollte den Erfolgsfaktor der Feldverlagerung anwenden. Ein kleiner Beamter brachte so den großen Al Capone zu Fall
Wie kommt man zum Erfolg, wenn auf den üblichen Feldern und Gebieten nichts geht? Indem man alle bestehenden Erfolgsfaktoren durchgeht und schaut, ob man nicht einen übersehen hat. Etwa den Erfolgsfaktor der Feldverlagerung. 1931 stand der berüchtigte Gangsterboss Al Capone scheinbar wegen einer Bagatelle vor Gericht: Steuerhinterziehung. Capone musste im Gerichtssaal grinsen. Oft schon hatte man ihn für viel schwerere Verbrechen zu belangen versucht. Nie hat es funktioniert. Doch an diesem Tag schnappten die Handschellen zu: 11 Jahre Zuchthaus! Weil sich die Beamten erfolgreich auf ein anderes Feld verlagert hatten, jenseit der üblichen Vorgehensweisen.
Erfolgsfaktor Feldverlagerung: das übliche Terrain ist oft bereits bestellt
Schon seit Jahren, versuchten die Behörden vergebens, den „Godfather“ des organisierten Verbrechends wegen Mord, Erpressung, Hehlerei und mehr zu belangen. Aber alle Versuche, ihn mit üblichen Methoden und konventionellen Anklagen hinter Gitter zu bringen, schlugen fehl. Man konnte ihm nichts nachweisen, weil Capone stets über Strohmänner agierte. Außerdem wollte niemand offen als Zeuge gegen ihn aussagen. Capone hatte sein Feld bestellt. Er beherrschte sein Gebiet mit wahrer Meisterschaft.
Die Grenzen neu ziehen
Al Capone galt als „unantastbar“. Bis ein findiger Beamter eine neue Erfolgs-Strategie ersann: Er dachte um und überlegte sich, wie er den großen Gangsterboss auf einem anderem Feld erfolgreich zu Fall bringen könnte. Der offen zur Schau getragene Reichtum Capones schien eine Ansatzmöglichkeit zu sein: Wenn man Capone nicht auf dem Gebiet der Tötungs- und Schmuggeldelikte zu Fall bringen konnte, dann vielleicht aufgrund von finanziellen Unregelmäßigkeiten! Sein Geistesblitz bestand darin, völlig neu anzusetzen und zu prüfen, ob Al Capone denn zum Beispiel seine Steuererklärung richtig angesetzt hat. Der Beamte begann, die Grenzen in seinem Kopf neu zu ziehen – und damit die Lage zu verändern.
Erfolgsfaktor Feldverlagerung – mit Überraschungseffekt
Der Beamte nahm bei dem Versuch, Capone zu belangen, einen anderen Ansatz ins Visier: Wer so reich ist, muss viel Geld verdienen. Wer viel Geld verdient, muss hohe Steuern zahlen. Und wer diese hohen Steuern nicht gezahlt hat, der muss mit hohen Strafen rechnen. Bei seiner „Feldverlagerung“ kam ihm noch ein anderer Effekt zugute: der Überraschungseffekt. Es zeigte sich, dass weder Capone noch seine Anwälte einem scheinbar so harmlosen Thema wie Steuerbetrug gebührend Beachtung schenkten. So wurden Capones Anwälte auf dem „falschen Fuß“ erwischt und der große Al Capone ging eines Tages wegen einer „Lappalie“ zu einer Gerichtsverhandlung, von der er nie gedacht hätte, dass sie ihn 11 Jahre seines Lebens im Zuchthaus kosten würde. Seine Gangsterkarriere war von diesem Tage an für immer ruiniert!
Ideal, um sich aus einem Dilemma zu befreien
Dasselbe Prinzip hat John Grisham in seinem Roman „Die Firma“ angewandt, der mit Tom Cruise alias Mitch McDeere verfilmt wurde. Ein junger Anwalt erfährt vom FBI, dass die Kanzlei, für die er arbeitet, exklusiv für eine Mafiafamilie tätig ist. Kaum im Berufsleben angekommen, steht er damit scheinbar bereits vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Das Dilemma: Unternimmt er nichts, wird er verhaftet und verliert seine anwaltliche Zulassung. Dient er sich dem FBI als Zeuge an, verletzt er seine anwaltliche Schweigepflicht – und verliert ebenfalls die Zulassung.
Auch hier gilt wie so oft im Leben: Der Weg zum Erfolg führt nicht über den direkten Weg. Im Gegenteil: Die zwei direkten, die „normalen“ Wege, die es gibt, führen beide ins Verderben! McDeere sinnt nach einer Lösung. Es muss doch einen Ausweg geben. Und es gibt ihn tatsächlich: den erfolgreich anderen Weg auf einem völlig anderen Feld, dem „Postbetrug“. Ein völlig anderer Ansatz, der aber den Weg in die Freiheit ermöglicht!
Oft sieht man vor lauter Zäunen die Felder nicht
Nicht jeder sieht den Ausweg aus dem Dilemma auf Anhieb bzw. in der Regel neigt man dazu, ihn zu übersehen, obwohl er eigentlich klar vor Augen steht. Das liegt daran, dass man zu häufig zu „vernagelt“ ist, um Chancen abseits des eingefahrenen Weges zu entdecken. Zufällig nämlich entdeckt auch McDeere, nur durch die Reklamation eines Mandanten, dass sich die Kanzlei in hunderten von Fällen der Stellung von überhöhten Rechnungen in Tateinheit mit Postbetrug strafbar gemacht hat. So unterbreitet er dem FBI-Agenten den Vorschlag, die Kanzlei wegen Postbetrugs „dranzukriegen“, was dieser kategorisch ablehnt. Denn auch er erkennt die Möglichkeiten nicht sofort, die in der Option des Postbetrugs stecken. Es ist schließlich nicht leicht, das Prinzip der Feldverlagerung sofort zu überblicken und die unglaublichen Potenziale abzuschätzen, die es bietet.
Den Punkt an der Sache erkennen
Nun aber sagt McDeere den legendären Satz: „Es ist nicht sexy, aber es hat Biss!“ Als er dem Agenten vorrechnet, was da für Strafmaße zusammenkommen, ist das Feld für den Anwalt Mitch McDeere wieder frei. Der Ausweg mit dem Postvergehen ermöglicht ihm, seinen Beruf als Anwalt weiter auszuüben und dem FBI dennoch brauchbares Material zu liefern, um seinen mafiösen Arbeitgeber zu Fall zu bringen. Gleichzeitig handelt McDeere als Anwalt im Sinne seiner Mandanten und der Mandanten seiner Kanzlei. Eine exzellente Lösung des Problems.
Deshalb: Wenn Sie auf herkömmlichem Terrain nicht zum Erfolg kommen, versuchen Sie doch mal, den Kampf auf andere Felder zu verlagern.
Tipp zum Erfolgsfaktor Feldverlagerung: Wer auf bestimmten Feldern seine Ziele nicht erreicht, sollte sich überlegen Sie, wie er sich erfolgreich auf andere Gebiete verlagern kann. So kann man Dinge möglich machen, bei denen man sonst an Grenzen stößt. Halten Sie Ausschau, welche anderen Gebiete Ihnen offenstehen und bauen Sie daraus einen Erfolgsfaktor!
Wissen. Macht. Erfolg
Wer liest, ist im Vorteil. Mehr über Al Capone und die Geheimnisse seines Aufstiegs, Machtsystems und Niedergangs vermittelt die unter Biografie von Alfred Hornung. Fesselnd geschrieben und mit interessanten Details. Der Autor zieht an einer Stelle sogar eine Parallele zwischen Capone und Trump.