Erfolgsfaktor Mut (zur Lücke): Beate Uhse
Erfolgsfaktor Mut: Beate Uhse
Wenn bei Beate Uhse von einem Erfolg durch „Mut zur Lücke“ gesprochen wird, ist das marktwirtschaftlich gemeint. Und anders, als alle denken
1945, Ende des Zweiten Weltkriegs. Aus der Pilotin und Flugzeug-Pionierin Beate Uhse ist eine arbeitslose Witwe und alleinerziehende Mutter geworden. Sie schlägt sich mit den üblichen Geschäften auf dem Schwarzmarkt durch. Im Dialog mit Kundinnen erkennt sie, was am meisten fehlt. Nicht Zigaretten, nicht Alkohol, sondern etwas gänzlich anderes: Verhütungsmittel!
Ein Tabu, das außer ihr keiner anpacken will. Alle anderen Marktteilnehmer waschen ihre Hände in Unschuld. Die Folge dieses Monopols: Mit Mut als Erfolgsfaktor und viel Herzblut verdiente sie schnell ein so großes Vermögen, dass sie schon bald wieder in einer eigenen Propellermaschine saß.
Sich als einzige(r) an etwas wagen: Mut als Erfolgsfaktor
Der Name Beate Uhse wird oft mit Sexshops, Pornokinos und Peepshows in eine Schmuddelecke gestellt. Gegen die Unternehmerin wurden über 2.000 Anzeigen eingereicht, sie wurde polizeilich verfolgt, gesellschaftlich geächtet und persönlich angefeindet. Das ist aber nur die eine, abgegriffene Seite der Medaille.
Die andere Seite ist sozial engagiert. Vielen gilt Beate Uhse als Mutter Courage und Pionierin der sexuellen Aufklärung. Auf jeden Fall ist sie eine außergewöhnliche Frau und Visionärin, die sich nicht scheute, andere Wege zu gehen. Auch wenn das viel Mut erforderte. Und wenn sie noch so steinig waren!
Mut zur Lücke
Nach Kriegsende gab es in Deutschland viele Probleme. Doch Nahrungsknappheit, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit waren nicht so schlimm wie das Problem der ungewollten Schwangerschaft. In dieser Zeit gab es zwar viele Soldatenkinder, aber keine Aufklärung. Viele Frauen fragten Beate, ob man denn vom Küssen Kinder kriegt.
Es gab Vergewaltigungen, es gab Vermählungen, es gab viele fromme Reden und eine hohe gesellschaftliche Moral. Aber keine Verhütung. Kaum jemand kümmerte sich wirklich um die Not der Frauen, gerade die Kirche hatte damit so ihre Probleme. Beate Uhse beschloss, etwas zu tun und das Tabu zu brechen.
Mutig stürzte sie sich in die pikante Marktlücke hinein, verfasste Sexual-Ratgeber und verkaufte sie zusammen mit Kondomen. Dabei setzte sie sich über alle Bedenken und Anfeindungen hinweg, was sicherlich eine hohe Charakterfestigkeit erforderte. In dieser Zeit führten Scham, Prüderie und Spießigkeit ein unheilvolles Regiment. Die Lücke war zwar da – aber sie war alles andere als ein „gemachtes Nest“.
Die Stimme des Marktes
Salben, Sex – na und? Der Bedarf war offenbar gigantisch. Schon nach zwei Jahren hatte die einstige Schwarzmarkt-Verkäuferin es auf 14 Mitarbeiter gebracht. In den 60er Jahren hatte sie schon mehrere Millionen Kunden.
Erst boomte das Geschäft mit dem Versand, dann mit dem ersten Laden, der den erotischen Namen „Institut für Ehehygiene“ trug. In den 70er Jahren entwickelten sich daraus die Sexshops moderner Prägung und damit änderte sich auch die Ausrichtung, oder wie man im Fachdeutsch sagen würde: der Markenkern.
Damit schuf Beate Uhse ein Sex-Imperium, das ihr einen hohen Reichtum bescherte und sich vom Ursprung der Unternehmensgründung immer weiter entfernte. Dennoch erhielt sie für ihren Pioniergeist und Ihren Mut einen verdienten Lohn: 1989 verlieh man ihr für die Verdienste um die Sexualerziehung das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Fazit zum Erfolgsfaktor Mut: Es macht Sinn, auf die Stimmen des Marktes zu hören und Marktlücken zu besetzen, in die andere sich nicht wagen, weil sie Bedenken haben – oder Angst. Verlassen Sie die üblichen Wege, auch wenn die anderen steinig oder ungemütlich sind. Dann haben Sie ein Feld für sich allein und der Mut wird belohnt.